Teilvorhaben IV

Zielsetzung des Teilvorhabens IV

Inszenierung des Politischen
Nicolle Pfaff

Im Anschluss an jüngere Arbeiten zu Prozessen der Entwicklung politischer Positionen und Handlungsformen im Jugendalter untersucht die Studie die Bezugnahme auf alltagskulturelle Objekte in Politisierungsprozessen jugendkultureller Szenen. Im Spannungsfeld von politischer Kultur und Jugendkultur einer Zeit sollen solche Formen der Stilisierung, der Kritik und des Protests rekonstruiert werden, in denen historischen bzw. alltagskulturellen Objekten mit politischen Bedeutungsgehalten aufgeladen werden. Die Studie geht dabei von der Annahme aus, dass politische Positionierungen in der Alltagswelt nicht nur in Jugendkulturen sondern grundsätzlich – neben politischen Alltagsdiskursen und impliziten Handlungsroutinen – in erster Linie über die Nutzung politischer Symbole, wertbezogene Ästhetisierungen des Selbst (bspw. in Form spezifischer Kleidungsstile) sowie über alltagspraktisches Handeln (z.B. in der Bezugnahme auf räumliche Materialität) zum Ausdruck gebracht werden. Bereits im Zuge der Ausdifferenzierung der Landschaft jugendkultureller Stile bestand eine zentrale Distinktionslinie gegenüber der Erwachsenenkultur im Spiel mit politisch aufgeladenen Objekten (z.B. dem Kilt oder der NS-Uniform). Das Teilvorhaben zielt nun darauf, Formen der Genese und Zuweisung von politischen Deutungen und Zielen an alltagskulturelle Objekte zu rekonstruieren. Inzwischen sind politisierende Objektverwendungen nicht mehr nur in etablierten Protestszenen sondern darüber hinaus auch in der jugendspezifischen Medienkultur alltäglich.

Dazu fokussiert die Studie drei Phänomene der Politisierung in Jugendkulturen:

(1) nationale und ethnische Identität,
(2) Gesellschaftskritik sowie
(3) politische Verortung.

Über die Bezugnahme auf diese inhaltlichen Schwerpunkte soll es gelingen, Bedeutungsänderungen, -zuweisungen bzw. -zurückweisungen an alltagskulturelle und politische Objekte im Szenevergleich zu beschreiben. Die Analyse ist dabei im Kern auf aktuelle politische Deutungen gerichtet, wird aber mit Blick auf die ausgewählten Szenen historisierende Vergleiche einbeziehen, die durch die Dokumentation von Politisierungsprozessen in den zu analysierenden Fanzines möglich werden. Interessant sind dabei insbesondere Bedeutungszuschreibungen an Objekte, die in verschiedenen Jugendszenen Verwendung finden (bspw. Uniformen, Palästinensertuch, Fahnen, Abzeichen).

Folgende Forschungsfragen sollen dabei beantwortet werden: Auf welche Objekte wird im Rahmen von politischen Deutungen und Ausdrücken innerhalb von Jugendkulturen Bezug genommen? Im Zusammenhang welcher Praktiken und durch welches Verhalten wird diesen Bedeutung zugewiesen? In welcher Beziehung steht der dabei generierte politische Sinn mit anderen Bedeutungszusammenhängen der verwendeten Objekte? Wie werden politisierende Deutungen innerhalb der untersuchten Szenen und in anderen Szenen verstanden?

Universität Duisburg Essen