FANZINES: SCHAUFENSTER IN JUGENDSZENEN

Fachtagung in der Lettrétage in Berlin vom 19.-20. Juni 2015

FANZINES: SCHAUFENSTER IN JUGENDSZENEN
PRAKTIKEN. OBJEKTE. PERSPEKTIVEN
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Das Verbundprojekt JuBri veranstaltet vom 19.-20. Juni 2015 in der Lettrétage, Mehringdamm 61, 10961 Berlin, eine Tagung zum Thema FANZINES: SCHAUFENSTER IN JUGENDSZENEN : Praktiken. Objekte. Perspektiven.

Im Zentrum der Tagung stehen jugendkulturelle Wissensbestände, Wert-und Normorientierungen - kurz: Sinnkonstruktionen - wie sie sich in Artefakten aus jugendkulturellen Szenen, insbesondere in Fanzines dokumentieren. Im Rahmen von Fachvorträgen, einer Ausstellungseröffnung und einem Rahmenprogramm werden nicht nur die archivarische und wissenschaftliche Aufarbeitung des Fanzine-Bestandes des Archivs der Jugendkulturen e.V. vorgestellt, sondern auch erste Ergebnisse aus den Teilprojekten des vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung unterstützten Forschungsverbunds „Techniken jugendlicher Bricolage – Interdisziplinäre Perspektiven auf jugendkulturelle Praktiken des Umgangs mit alltagskulturellen Objektenʺ (JuBri) präsentiert. Am Beispiel der Hardcore-Szene werden in einer ersten Session Praktiken des Umgangs mit Artefakten rekonstruiert – vor allem im Hinblick auf Inszenierungen von Geschlecht. In der zweiten Session geht es um Fanzines als Objekte. Im Vergleich zu anderen Printmedien wird nach Inszenierungen des Politischen und nach Herausforderungen der Fanzine-Archivierung gefragt. Schließlich entwickelt eine dritte Session Perspektiven der Fanzine- und Szeneforschung. Dabei geht es um Analysen zur Inszenierung von Zugehörigkeit und Jugendlichkeit sowie um Zugänge zu digitalen Formaten der (jugendkulturellen) Kommunikation und Präsentation. Im Rahmen der Tagung wird die Ausstellung „Fanzines: Schaufenster in Jugendszenen“ gezeigt. Anschließend können die Teilnehmenden Plattencoveranalysen mit Musik und Cocktails von DJ Markus Baumgart genießen.

Veranstaltungsort: Lettrétage, Mehringdamm 61 (Hinterhaus, EG), 10961 Berlin
Anmeldung bitte bis 13. Juni 2015 unter: jubri@jugendkulturen.de

>> Veranstaltungsflyer als PDF

 

Programm P.O.P. PRAKTIKEN. OBJEKTE. PERSPEKTIVEN

Freitag, 19. Juni 2015

12:00 Uhr Begrüßung

Nicolle Pfaff und Almut Sülzle, Forschungsverbund JuBri
N.N., Bundesministerium für Bildung und Forschung
Gabriele Rohmann, Archiv der Jugendkulturen

12:30 Uhr Vorstellung der Teilprojekte des Forschungsverbunds (Posterrundgang)

13:30-14:30 Uhr Pause

PRAKTIKEN: Praktiken des Umgangs mit Artefakten

14:30 Uhr

Feldforschung zu Hardcore und Gender: Marion Schulze | Neuchâtel (Moderation: Almut Sülzle)
Inszenierungen von Geschlecht: Melanie Groß und Christiane Wehr | Kiel (Moderation: Paul Eisewicht)

16:15-17:00 Uhr Pause

OBJEKTE: Fanzines als Objekte

17:00 Uhr

Inszenierung des Politischen: Nicolle Pfaff und Tim Böder | Essen
Techniken der Bricolage in der Archivierung: Christian Schmidt und Almut Sülzle | Berlin
(Moderation: Melanie Groß)

ANSCHAULICHES: SEHEN UND HOEREN. Vortrag.Musik.Drinks

18:30 Uhr Ausstellungseröffnung „FANZINES: SCHAUFENSTER IN JUGENDSZENEN“

19:30 Uhr Die Cocktail Nation als Schnittstelle zwischen 1950er-Popkultur und Widerstandstheorien im Kontext der Kommerzialisierung von Subkulturen um 1990: Markus Baumgart | Tübingen
(Moderation: Marc Dietrich; Ende gegen 22:00)

 

Samstag, 20. Juni 2015

PERSPEKTIVEN: Perspektiven der Fanzine- und Szeneforschung

10:00 Uhr

Inszenierung von Zugehörigkeit: Paul Eisewicht | Dortmund
Inszenierung von Jugend(lichkeit): Günter Mey und Marc Dietrich | Magdeburg-Stendal
(Moderation: Nicolle Pfaff)

11:30-12:00 Uhr Pause

12:00 Uhr

Bildcluster-Analyse: Michael Müller | Chemnitz
Abschlussdiskussion
(Moderation: Günter Mey)

13:30 Uhr Veranstaltungsende

 

>>> FOTOS von der Veranstaltung.

Abstracts

Feldforschung zu Hardcore und Gender (Marion Schulze | Neuchâtel)

Kein Abstract vorhanden.

Inszenierungen von Geschlecht (Melanie Groß und Christiane Wehr | Kiel)

In unserem Projekt Inszenierungen von Geschlecht untersuchen wir auf der Basis von jugendkulturellen Selbstdarstellungen in materialen Objekten aus dem Bereich des Punk und Hardcore die performative Inszenierung von Geschlechtsidentität durch Praktiken der Bricolage.Der Fokus unserer Untersuchung liegt dabei auf der Frage, wie die in Jugendkulturen verhandelte Geschlechtsidentität intersektional mit weiteren Differenzkategorien verbunden ist.In unserem Vortrag werden wir auf unseren Forschungsansatz der Intersektionalen Mehrebeneanalyse in Anlehnung an Winker/Degele (2009) eingehen und anhand von Beispielbildern aus Punk/Hardcore-Fanzines intersektionale Wechselwirkungen zeigen.

Inszenierung des Politischen (Nicolle Pfaff und Tim Böder | Essen)

Fanzines werden in Abgrenzung zu Mainstream-Medien als gesellschaftskritische alternative Medien beschrieben. In der Rekonstruktion von Bezugnahmen ausgewählter Zines sowie eines etablierten Printmediums auf das politische Ereignis der rassistisch motivierten Brandanschläge von Solingen (1993) wird im Vortrag nachvollzogen, auf welche Weise das Ereignis konstruiert wird und auf welche konjunktiven Erfahrungszusammenhänge und medialen Besonderheiten von Zines dies verweist.

Techniken der Bricolage in der Archivierung (Christian Schmidt und Almut Sülzle | Berlin)

Was ist eigentlich ein Fanzine? Immer dann, wenn man glaubt, man hat das Medium verstanden und habe es endlich „im Griff“, da entgleitet es einem auch schon wieder. Auf dem Weg zur eigenen Fanzine-Definition wird in diesem Vortrag die These für eine erste Bestimmung des Mediums Fanzine entwickelt und dabei seine Wandelbarkeit berücksichtigt. Anschließend wird die These am Beispiel von Fanzines aus unterschiedlichen Szenen, zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten auf ihre Anwendbarkeit überprüft.

Die Cocktail Nation als Schnittstelle zwischen 1950er-Popkultur und Widerstandstheorien im Kontext der Kommerzialisierung von Subkulturen um 1990 (Markus Baumgart | Tübingen)

Zu Beginn der 1990er-Jahre wurde, neben beispielsweise Grunge, Rave und der Loveparade, auch die Cocktail Nation im Schummerlicht von Bars ausgerufen. Referenzen waren die Exotica- und Easy Listening-Musik der 1950er-Jahre sowie die Drink- und Popkultur dieser Zeit, aber auch tagesaktuelle, gesellschaftspolitische Ideen, beispielsweise Hakim Beys "Temporäre Autonome Zone". – Der Vortrag gibt einen kurzen Überblick über diese weitgehend nur virtuell existente, subkulturelle Idee stilvollen Widerstands jenseits des Mainstreams.

Perspektiven der Fanzine- und Szeneforschung : Inszenierung von Zugehörigkeit (Paul Eisewicht | Dortmund)

(Jugend-)Szenen sind von jeher typischerweise ein Terrain für das sich die sog. qualitativen Methoden eignen. Um Szenen mit den Augen der Zugehörigen zu sehen und zu verstehen, was ihren Reiz ausmacht, haben sich dabei besonders ethnographische Zugänge bewährt. Im Vortrag geht es um die Chancen und Risiken, die ethnographische Szeneforschung mit sich bringt und die Frage danach, wie sich die Darstellung von Zugehörigkeit zu Szenen erforschen lässt und welche Rolle szenespezifische Artefakte und Materialitäten dabei spielen.

(Re-)Konstruktionen von Jugendlichkeit und Generationalität in Punkzines : Inszenierung von Jugend(lichkeit) (Günter Mey und Marc Dietrich | Magdeburg-Stendal)

Fanzines sind nicht nur generell Schaufenster in Szenen, sie ermöglichen zudem spezielle Selbst-Fremd-Positionierungen innerhalb einer Szene zu rekonstruieren. In dem Vortrag werden Ergebnisse der Teilstudie „Inszenierung von Jugend(ichkeit)“ vorgestellt, bei der mittels der (visual) Grounded-Theory-Methodologie Konstruktionsmodi von Jugend(lichkeit) und Generation(alität) im Punk herausgearbeitet wurden. Aufgrund der verschränkten Bild-Text-Analyse erscheint die Punk-Szene als arbiträres Feld diverser juveniler Statements und  generationaler Ordnungen. 

Bildcluster-Analyse (Michael Müller | Chemnitz)

Mit zunehmender Verfügbarkeit digitaler Bildmedientechniken im Alltag verändern sich gegenwärtig auch die sozialen Gebrauchsweisen der Fotografie. Im Mittelpunkt des Vortrages wird die Zusammenstellung von Fotografien zu komplexen Bildclustern und deren Präsentation auf sozialen Plattformen stehen. Ausgehend von den besonderen ikonischen und sozialkommunikativen Strukturen solcher Artefakte werden an einem Fallbeispiel aus der Neo-Punk/Body Modification-Szene verschiedene Dimensionen vorgestellt, die im Rahmen einer methodisch kontrollierten Analyse solcher Bildcluster zu berücksichtigen sind.

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